die Rheinauer Sandhase

In der Gegend von Rheinau, dem südlichsten Stadtteil von Mannheim, war vor über 200

Jahren eine weite Ebene voller Flugsand mit wenig Vegetation (aus der Chronik

des Ortes).


Um 1770 erwarb der geheime Staatsrat am Hofe des Kurfürsten Karl

Theodor, Freiherr von Stengel, in diesem Landgebiet Grund und Boden, um ihn zu

kultivieren. Die alteingesessenen Bauern der Nachbarorte Seckenheim und

Neckarau betrachteten das Unterfangen skeptisch und nannten den Freiherrn

spöttisch den „Sandhas“.


Um die Jahrhundertwende des 20. Jhd., als der Rheinau-Stengelhof noch ein Teil von Seckenheim war,

verzeichneten Zeitgenossen bereits närrisches Treiben. Eine Carnevalsgesellschaft Rheinau mit dem Namen

„Feuerio“ kündigte in der „Rheinauer Zeitung“ am 14. Februar 1903 eine „Narrenversammlung“ an.

Auch Radfahrer, Sänger und der Ortsverein der Maschinenbauer taten desgleichen.


Aus den folgenden Jahrzehnten ist leider

wenig über die Rheinauer Fasnacht überliefert.


Freunde einer volkstümlichen Fasnacht waren es dann,

die 60 Jahre nach der "Narrenversammlung",

also 1963, den „1. Rheinauer Carnevalverein“ gründeten und sich in Erinnerung an

den Freiherrn von Stengel den Beinamen „Die Sandhase“ gaben.
Noch im gleichen Jahr gründeten sie eine Garde und 1964 einen Fanfarenzug, der sich mit

der Zeit zu einem qualifizierten Musikzug entwickeln konnte.

Am Rosenmontag steht eine Kappenfahrt im Programm der närrischen Tage.

Die Rheinauer „Sandhase“ hatten 1996 knapp 350 Mitglieder im Verein und waren auch außerhalb

der Fasnacht aktiv.
Das beliebte „Rheinauer Sandhasefest“ mit vielen Besuchern war bis Ende der Neunziger Jahre des 20.

Jhd. über die Stadtgrenzen hinaus bekannt.

Aktuell kann der Verein auf 111 Mitglieder blicken (naja, ein paar mehr, aber 111 ist eben schön

fastnachtlich). Außerhalb der Fastnacht war man bei der "Rheinauer

Meile" und dem daraus entstehenden Stadtteilfest bis 2014 vertreten.


Als einer von acht federführenden Mannheimer Karnevalsvereinen (die weiteren sind:

der Feuerio, die Fröhlich Pfalz, die Löwenjäger, die Pilwe, der Lallehaag, die

Neckarstädter Narrengilde, die Grokageli) stellten die Sandhase in der Kampagne

2010/2011 die Mannheimer Stadtprinzessin Manuela I., welche die Tradition der

Sandhase-Prinzessinnen fortsetzte und mir ihrem Prinzen Oliver I. vom Großen

Feuerio das närrische Volk bestens unterhielt.


Die nächste Stadtprinzessin wird

in der Kampagne 2018/2019 ihren Platz in der Mannheimer Fastnachtshistorie

einnehmen.